Was genau ist SA8000®?
Das ist ein Standard, der die Anforderungen an ein zertifizierungsfähiges Managementsystem für die soziale Verantwortung und die Gewährleistung angemessener Arbeitsbedingungen in Unternehmen definiert.
Diese Norm legt besonderen Wert auf verschiedene Aspekte, um sicherzustellen, dass Unternehmen ethisch und sozial verantwortlich handeln. Zu den Kriterien, die die SA8000® hervorhebt, gehören: keine Kinder- oder Zwangsarbeit, Mindeststandards im Bereich Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit, Vereinigungsfreiheit & Recht auf Tarifverhandlungen, keine Diskriminierung oder physischen oder psychischen Bestrafungen, die Einhaltung der Arbeitszeitgesetze und ein existenzsicherndes Lohnniveau.
Die Implementierung der SA8000® bringt für Unternehmen wie Sedus zahlreiche positive Effekte mit sich:
- Die SA8000® trägt dazu bei, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und schützt die Rechte der Arbeitnehmer, wodurch eine Aufwertung und Sicherheit für das Personal gewährleistet wird.
- Durch die Einhaltung der SA8000®-Kriterien kann Sedus seine soziale Verantwortung gegenüber Kunden klar kommunizieren und nachweisen, was zu einer verbesserten Kundenkommunikation und einem definierten sozialen Profil führt.
- Sedus verpflichtet sich, die einzelnen SA8000®-Kriterien regelmäßig zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie konsequent erfüllt werden. Dies stellt sicher, dass das Unternehmen kontinuierlich die höchsten Standards in Bezug auf soziale Verantwortung einhält.
- Die Gründung eines Social Performance Teams (SPT) bei Sedus, das sich regelmäßig trifft, ermöglicht eine fortlaufende Verbesserung des Sozialstandards im Unternehmen, indem Ideen und Best Practices ausgetauscht werden.
- Transparente Berichte über die Einhaltung der SA8000®-Standards werden an die Mitarbeitenden kommuniziert, was zu einer erhöhten Transparenz und dem Aufbau von Vertrauen innerhalb des Unternehmens führt.
- Sedus richtet eine Meldestelle für Verstöße ein und benennt einen Ansprechpartner für Menschenrechtsverletzungen, um sicherzustellen, dass mögliche Verstöße schnell erkannt und behoben werden können.
- Die Überwachung und Zertifizierung dieser Maßnahmen erfolgen durch externe Auditoren, die sicherstellen, dass die hohen Standards der SA8000® kontinuierlich eingehalten werden und somit ein Höchstmaß an sozialer Verantwortung im Unternehmen gewährleistet ist.
Die Zertifikate sind auf unserer Homepage hinterlegt.
Im Interview mit Simon Roquette, Leiter Nachhaltigkeit bei Sedus und Anja Peter, Umweltbeauftragte und Sicherheitsfachkraft, klären wir, wie die Implementierung des SA8000® -Zertifikats erfolgt ist.
Welche Motivation veranlasste Sedus dazu, das SA8000®-Zertifikat anzustreben?
Simon: Wir haben wahrgenommen, dass sowohl die Gesetzgebungen als auch unsere Kunden ein immer größeres Interesse an Sozialthemen haben. Also mussten wir uns damit beschäftigen, welcher Standard uns für diese Themen die größte Tiefe und Glaubwürdigkeit liefert. Hier ist die Wahl dann recht schnell auf die SA8000 gefallen.
Wie wurden die Sedus Mitarbeiter in den Prozess der Implementierung des SA8000®-Standards einbezogen?
Anja: Das Projektteam zur Implementierung war hier schon sehr multidisziplinär, wenn es man es mit den anderen Managementsystemen vergleicht. Im Projektteam waren Vertreter des Managements, die Nachhaltigkeit, die Arbeitssicherheit, unsere Personalabteilung, der Betriebsrat und der Einkauf einbezogen. Ansonsten ist es auch unser Ansatz, viel über den Standard zu kommunizieren, damit die Hintergründe und Inhalte auch für nur am Rande Beteiligte klar werden.
Welche konkreten Maßnahmen haben wir ergriffen, um sicherzustellen, dass die Arbeitsbedingungen den SA8000®-Anforderungen entsprechen?
Anja: Unabhängig von der Einführung des Standards ist es Sedus bereits seit Jahrzehnten ein Anliegen, gute Arbeitsbedingungen für seine Mitarbeiter und Partner anzubieten, weshalb wir auch nur marginal Prozesse neugestalten mussten. Viel mehr mussten wir die Dokumentation für verschiedene Dinge, die wir bereits tun, erweitern.
Ein neues Element des Standards stellt u.a. das Risikomanagement dar. So haben wir sowohl unseren eigenen Geschäftsbereich als auch unsere Lieferkette nach Kriterien bewertet, was wir nun jährlich fortschreiben.
Zusätzlich haben wir zu unserer externen Mitarbeiterberatung zu psychischen Belastungen mit der Kontaktstelle des Menschenrechtsbeauftragten eine weitere Möglichkeit geschaffen, anonym mögliche Menschenrechts- oder Umweltverletzung bei Sedus oder entlang unserer Lieferkette zu melden.
Welche spezifischen Herausforderungen gab es bei der Umsetzung des SA8000®-Standards bei Sedus? Gab es Herausforderungen, die besonders bei den unterschiedlichen Standorten eine Rolle gespielt haben?
Simon: Der SA8000® Standard der SAI (Social Accountability International) ist weltweit gültig und wird 1:1 angewandt. Somit wird ein Unternehmen aus der Textilindustrie in Pakistan ähnlich auditiert. Dies bringt es mit sich, dass Themen, welche in Schwellen- und Entwicklungsländer relevant sind, auch trotz deutscher und europäischer Gesetzgebung ausgeschlossen werden müssen. Zwischen unseren Standorten gab es aufgrund unserer überwiegend einheitlichen Prozesse kaum Probleme.
Welche Schritte wurden unternommen, um sicherzustellen, dass die SA8000®-Zertifizierung aufrechterhalten wird, insbesondere angesichts möglicher Änderungen in den Arbeitsbedingungen oder Unternehmenspraktiken?
Simon: Hierfür haben wir einerseits das Social Performance Team, welches sich aus den Abteilungen Nachhaltigkeit, Betriebsrat, Personalwesen und Beschaffung zusammensetzt und mindestens drei Sitzung pro Jahr durchführt und aktuelle Themen bespricht. Andererseits wollen wir alle Mitarbeitenden im Unternehmen zu Sozialthemen schulen und auf die Inhalte der SA8000® aufmerksam machen, um die Sensibilität jedes einzelnen zu erhöhen.
Wie erfolgt die regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der SA8000®-Zertifizierung bei Sedus?
Simon: Das Social Performance Team führt in Eigenregie jährliche interne Audits durch. Die externen Audits unterscheiden sich hier von den uns bisher bekannten Managementsystemen: Diese werden halbjährlich und teilweise unangekündigt stattfinden. Hierauf bereiten wir uns bestmöglich vor. Im Rahmen der Erstzertifizierung wurden uns auch mögliche Schwachstellen durch die Auditoren aufgezeigt, auch hier geben wir unser Bestes -wie von anderen Managementsystemen bekannt- eine kontinuierliche Verbesserung nachzuweisen.
Welche konkreten Maßnahmen wurden ergriffen, um sicherzustellen, dass Ausnahmen, falls vorhanden, transparent kommuniziert und erklärt werden?
Anja: Bei dem SA8000® Managementsystem ist es nicht möglich, Ausnahmen zu definieren. Sämtliche Anforderungen müssen umgesetzt und somit erfüllt werden.
Inwiefern sieht Sedus die SA8000®-Zertifizierung als Beitrag zur sozialen Verantwortung und nachhaltigen Unternehmensführung?
Simon: Als sehr wesentlich. Mit der Einführung der Norm haben wir bereits sehr viel dazugelernt und werden es auch weiterhin tun. Bei den drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales haben wir diese nun durch ein Managementsysteme beziehungsweise unsere Stiftungsstruktur abgedeckt und sehen uns hier sehr gut für die Zukunft gerüstet.
Sedus möchten sich bei allen bedanken, die an der Einführung beteiligt waren. Hervorzuheben sind hier die Abteilungen Personalwesens, Betriebsrat, die Beschaffung und natürlich die Kolleginnen und Kollegen aus unserer Fertigung, welche im Rahmen der externen Audits für Interviews zur Verfügung standen.