In den letzten Jahren haben wir uns daran gewöhnt, in Räumen zu arbeiten, die nicht dem klassischen Büro entsprechen. Während der Pandemie waren wir gezwungen, von zuhause aus zu arbeiten. Durch die Rückkehr an den Arbeitsplatz haben wir uns nun daran gewöhnt, mehr Flexibilität und Wahlfreiheit zu haben. Was dazu führt, dass die meisten Arbeitnehmer mindestens ein bis zwei Tage pro Woche nicht mehr in traditionellen Arbeitsräumen arbeiten.
Dieser Faktor hat zwei Konsequenzen: Einerseits hat er den Bedarf an städtischen Räumen, die der Bürofunktion entsprechen, verändert. Hier sprechen wir von Bürozentren, Geschäftszentren etc. Anderseits ist in Städten die Nachfrage an Räumen gestiegen, wo Menschen arbeiten können, ohne dass es sich dabei um Büroräume handelt. Sowohl die Unternehmen als auch die Arbeitnehmer wissen, dass diese Wahl nicht nur eine Wahl des Ortes ist. Vielmehr hat man nicht nur eine Reihe von Möglichkeiten, wo man arbeiten kann, sondern auch wie und wann.
Mit dieser Wahl ändert sich auch die Art und Weise, wie Leben mit der Arbeit in Einklang gebracht wird. Es geht nicht mehr darum, ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben zu finden, wie es früher der Fall war, wenn von Work-Life-Balance die Rede war. Inzwischen muss der Übergang von Privatleben zu Arbeit integrierbar sein. Eine Art Work-Life-Blend. Es sollte nämlich die Effizienz und Produktivität der Arbeit nicht beeinträchtigt werden.
„Ich gehe zur Arbeit“ hat ein wenig an Bedeutung verloren. Inzwischen ist es mit einem hybriden Arbeitsmodus verbunden. Es ist eine Veränderung, die sich nach und nach in der Arbeitskultur integriert.
Hybride Arbeitsformen sind alles andere als eine vorübergehende Erscheinung. Wenn wir ins Büro zurückkehren, fordern wir die gleiche Flexibilität, die wir hatten als wir unsere Arbeit von zuhause aus erledigten. Wir arbeiten im Büro, zuhause, aber auch an vielen anderen Orten in der Stadt. Wir suchen uns mehrmals in der Woche einen Arbeitsplatz aus, der am besten zu unseren jeweiligen Aufgaben passt. „A day at the office will be spent less in a single building and become more like a localized business trip.“, Richard Florida.
Es liegt auf der Hand, dass dies verheerende Auswirkungen auf die Städte hat. Und zwar nicht nur im Bezug auf Büroflächen. Denn Städte wurden oft mit der Idee gegründet, ganze Stadtviertel der Arbeit zu widmen. Nun müssen sie sich neu organisieren, um einer zunehmend normadisch arbeitenden Bevölkerung besser zu dienen.
Städte verlieren ihre ursprüngliche Bedeutung
Städte und Stadtplaner müssen verstehen, welche Stadtviertel umstrukturiert und welche Viertel vielleicht neu belebt werden müssen. Dies ist eine neue Art die Stadt zu nutzen.
Arbeiter sind jetzt Teilzeitnomaden. Allerdings geschieht dies nicht überall gleichermaßen auf der Welt. In China kehren beispielsweise fast so viele Menschen wie vor der Pandemie in die Büros zurück. Während in den USA das entgegengesetzte Extrem herrscht. Ganze Stadtviertel werden dort entvölkert und geradezu zu einem Problem für die öffentliche Ordnung.
Europa liegt da in der Mitte. Hier ist nach wie vor das Büro der wichtigste Bezugspunkt für die Arbeit. Es wird erwartet, dass weltweit 42k neue Corworking Spaces kommendes Jahr eröffnet werden.
Wie haben sich die “third places” entwickelt?
Für uns war der dritte Raum immer ein Café, in das man zum Arbeiten gehen konnte. Vor fast 20 Jahren war das klassische Beispiel dafür Starbucks, die einen Internetzugang und einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellten. Viele Menschen sahen darin eine größere Flexibilität als zuhause.
Doch Cafés haben sich verändert. Sie sind nicht mehr nur ein Ort, wo man Kaffee kaufen und trinken kann, sie vermieten gleichzeitig Arbeitsplätze. Auf diese Weise zielen sie viel mehr auf diese Menschen ab, die diese third place suchen, als auf die normalen Cafébesucher. Die Cafés sind plötzlich in einer Doppelrolle. Es gibt einen Raum, in dem die soziale Entspannungs- und Interaktionsfunktionen gewährleistet sein sollte und dann einen Ort, der als Konzentrationszone funktionieren muss.
Als third places können aber auch Parks, Hotels oder andere Bereiche bezeichnet werden.
Wie gehen wir mit der Work-Life-Blend um?
Die Frage ist nun, wie können wir das Büro so umgestalten, dass es weiterhin ein attraktiver Ort für Menschen ist, die auf der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz sind.
Um diese Frage beantworten zu können, hat sich Sedus bereits viele existierende Studien angesehen und eine Reihe von Interviews geführt, um herauszufinden, was Arbeitnehmer als Vorteile empfinden, wenn sie ins Büro gehen. Oder eben, was sie sich wünschen, wenn sie nach alternativen Arbeitsorten suchen.
Das Büro bietet vor allem einen Ort, der Gemeinschaft innerhalb einer Firma bedeutet. Man fühlt sich den Werten des Unternehmens zugehörig und verpflichtet. Man hat die Möglichkeit mit Menschen zusammenzuarbeiten, die das gleiche Ziel für das Unternehmen verfolgen. Außerdem bekommt man im Büro eine angemessene technologische Unterstützung, die an anderen Orten oft nicht verfügbar ist. Außerdem kann man vor Ort mit Managern bzw. Team Leads in Kontakt treten, um die Unternehmensstruktur zu besser kennenzulernen.
Der dritte Ort/third place hängt eher mit dem Faktor der Autonomie und Freiheit zusammen. Außerdem spart man sich häufig einen langen Arbeitsweg. Der dritte Raum bietet zudem oft positive Anregungen, weil man ihn nach seinen persönlichen Vorlieben auswählt.
Der Arbeitsraum muss sich deshalb transformieren, um im Wettbewerb mit anderen dritten bestehen und um hybride Arbeitsmodelle unterstützen zu können. Aber in welchem Sinne verändern?
Eine der ersten Veränderungen ist, dass der third place das Potenzial für Wohlbefinden und Geselligkeit hat. Dies muss das Büro in einer angemessenen Weise reproduzieren. Gemeinschaftszonen werden so zu den wichtigsten Elementen in neu gestalteten Büros. Das Büro ist damit nicht mehr nur ein Ort der Effizienz und Arbeit, sondern auch der Gesellschaft und der Begegnung. Ein Ort für Work-Life-Blend.
Wie und auf welche Weise kann das in den verschiedenen Unternehmen umgesetzt werden?
Wenn wir also darüber nachdenken, wie hybride Arbeitsräume funktionieren, kommt uns als erstes in den Sinn, dass Arbeits- und nicht Arbeitsaktivitäten miteinander verbunden werden müssen. Das heißt konzentrierte Arbeitszonen müssen sich von aktiven Arbeitszonen abgrenzen, aber gleichzeitig auch einen fließenden Übergang bieten und somit einen Ort der Begegnung schaffen. Mit diesem Bürokonzept kann eine innovationsfähige Gesamtgruppe gebildet werden. Insgesamt müssen Räume geschaffen werden, die auf Wohlbefinden ausgerichtet sind.