Früher waren die meisten Nackenstützen nicht justierbar, sondern eine Ausstattung für Chefsessel. In Gerichtssälen erhält oft auch heute noch der vorsitzende Richter ein Modell mit Nackenstütze oder höherer Rückenlehne als die Beisitzer.
Im Jahr 2000 stellte Sedus eine neue Similarmechanik vor, die 28° Bewegung am Lehnenträger zuließ. Im Drehstuhl-Modell „open up“ wurde außerdem ein dorsokinetisches Lehnengelenk mit dieser Mechanik kombiniert, sodass eine liegende Haltung möglich wurde, beispielsweise für einen „Power Nap“. Die Dorsokinetik lässt Bewegungen nach hinten ebenso zu wie rotatorische oder eine Torsion der Wirbelsäule. Damit nimmt sie das mögliche Bewegungsspektrum des Oberkörpers auf und unterstützt diese Aktivitäten wirksam. Wie verhält es sich dabei mit einer Nackenstütze, die am Bildschirm-Arbeitsplatz mit wechselnder Dauer eingesetzt wird?
Nackenstütze bei nach hinten geneigter Haltung
Bei Drehstühlen ergibt sich in den meisten Fällen eine nach hinten geneigte Haltung, die einen großen Körperöffnungswinkel nach sich zieht. Darum wird eine solche Haltung als entspannend und bequem empfunden. Die inneren Organe sind nicht eingeklemmt und der Schwerpunkt des Oberkörpers sowie die resultierende Gewichtskraft gehen in die Rückenlehne ein. Folglich kann sich die Rumpfmuskulatur entspannen, was gleichzeitig die Last auf die Bandscheiben reduziert.
Allerdings bedeutet diese Haltung auch, dass der Kopf nach vorn gebeugt wird, um den Monitor betrachten zu können. Geschieht dies über einen längeren Zeitraum, müssen Schulter und Nackenmuskulatur „statische Haltearbeit“ verrichten. Dies kann, wenn man sich nicht regelmäßig bewegt, Schulter- und Nackenverspannungen nach sich ziehen.
Nach neueren Erkenntnissen, die die Bedeutung von möglichst vielen (auch kleinen) Bewegungen nachgewiesen haben, sind dabei zahlreiche Haltungswechsel von Vorteil. Allerdings kann es, vor allem bei hochkonzentrierten Tätigkeiten, vorkommen, dass die Nutzer diese Wechsel vernachlässigen. In solchen Fällen sollten Schulter- und Nackenmuskulatur durch eine weitreichend verstellbare Nackenstütze entlastet werden.
Richtige Einstellung ist entscheidend
Eine Nackenstütze sollte entsprechend dem Maß „Augenhöhe über Sitz“ eingestellt werden. Abhängig von der Körpergröße kann hierbei auch eine höhenverstellbare Rückenlehne von Vorteil sein, sollte der Verstellbereich der Nackenstütze allein nicht ausreichen. Auch die Tiefeneinstellung der Rückenlehne spielt eine Rolle.
Ein Anwendungsfall für die Nackenstütze außerhalb der klassischen Büroarbeit findet sich beispielsweise auch im speziellen Kontext der Leitwarten. Nackenstützen sind hier besonders empfehlenswert, da meist ein großes Blickfeld kontinuierlich betrachtet werden muss. Dabei kommt auch eine zurückgeneigte Sitzhaltung zur Förderung der Kopfhaltung und Entlastung des Nackens über längere Zeiträume in Frage.
Eine richtig konzipierte Nackenstütze kann also für den einzelnen Nutzer sehr hilfreich sein – vorausgesetzt, dass die sinnvolle Handhabung erläutert wurde. Die Nackenstütze soll der Entlastung dienen, aber nicht zu einer lethargischen Haltung führen – jede Möglichkeit zum Aufstehen und Laufen sollte in jedem Fall genutzt werden.