In der hybriden Gesellschaft gehört die zentrale Bedeutung der Arbeit im Leben zu den dynamischsten Faktoren. Der gegenwärtige Wandel wird von einer kollektiven Neubewertung der Prioritäten vorangetrieben, die maßgeblich durch drei Elemente beeinflusst wurde: ein neues Verständnis von Wohlbefinden und Lebensqualität nach der Pandemie, die weltweite Verbreitung von Fernarbeit und flexiblen Arbeitsformen, die durch den technologischen Fortschritt beschleunigt wurden, sowie das Tempo des Wandels und die globalen Krisen, die die zentrale Rolle der Arbeit im Leben infrage stellten.
Diese Entwicklungen haben einen ganzheitlicheren Ansatz im Berufsleben gefördert, der nicht nur das umfasst, was wir tun, sondern auch die Fragen nach dem Warum und Wie. Dieser Übergang deutet auf einen tiefgreifenden Wandel in den Präferenzen und Erwartungen der Arbeitskräfte hin. Immer mehr Menschen erkennen den Wert von Flexibilität, der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und der Möglichkeit, von mehreren Standorten aus effizient zu arbeiten.
In der heutigen Gesellschaft wird Arbeit nicht mehr nur als Mittel zum Zweck gesehen, sondern als ein grundlegendes Element der individuellen Identität und Zufriedenheit. Arbeitnehmer suchen zunehmend nach Jobs, die nicht nur finanzielle Sicherheit bieten, sondern auch mit ihren Wertevorstellungen übereinstimmen sowie Entwicklungschancen und Flexibilität ermöglichen. Dabei streben sie proaktiv danach, ihr persönliches Leben zu verbessern und ihren Überzeugungen entsprechend zu handeln, mit dem Ziel, Glück und Erfüllung am Arbeitsplatz und darüber hinaus zu finden.
Teil dieses Wandels sind auch Phänomene wie die „große Resignation“ oder die „innere Kündigung“, bei denen Arbeitnehmer, deren Wünsche unerfüllt bleiben, sich nicht formell von ihrer Arbeit verabschieden, sondern sich bis auf ein Minimum zurückziehen. Diese Verhaltensweisen verdeutlichen, wie Menschen ihre Berufsentscheidungen neu bewerten. Eine aktuelle Gesellschaftsstudie in Italien, deren Ergebnisse auf ganz Europa übertragbar sind, zeigt, dass die Komplexität der modernen Welt erhebliche Auswirkungen auf die Bedürfnisse des Einzelnen in Bezug auf das tägliche Wohlbefinden hat.
Hierbei unterscheiden wir zwischen folgenden zwei Typen: Die kreative Gesellschaft, die in den frühen 2000er-Jahren entstand, stellte die Arbeit als Mittel zur Selbstverwirklichung in den Mittelpunkt der Prioritäten. Die postkreative, hybride Gesellschaft, die mit dem Beginn der Covid-Pandemie 2020 ihren Ursprung nahm, rückt hingegen die Menschen und ihr Wohlbefinden in den Fokus. Arbeit dient hier dem Lebensunterhalt, doch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie die geistige und körperliche Gesundheit gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Informationsüberlastung, die Beschleunigung des Wandels, die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen und das Streben nach Sinn und Authentizität sind nur einige der gesellschaftlichen Faktoren, die die Bedeutung von Wohlbefinden erhöhen. Dieser Paradigmenwechsel stellt einen bedeutenden gesellschaftlichen Wandel dar, bei dem traditionelle berufliche Ambitionen zunehmend durch Wohlbefinden und Zufriedenheit ersetzt werden. Allerdings bringt diese Entwicklung auch eine Reihe von Schwierigkeiten mit sich, insbesondere im Hinblick auf die Aufrechterhaltung eines ausgewogenen Berufs- und Privatlebens.
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In einer Gesellschaft, in der die physische Anwesenheit im Büro an nur 3,1 Tagen pro Woche (JLL Research, “Is Hybrid really working?”, 2023.) die Norm ist, wird der herkömmliche Begriff der „Work-Life-Balance“ zunehmend als unpassend oder unrealistisch empfunden (Lowisz S., ”Work-Life Blending: What it Means and Why it Matters”, 2021). Vielmehr spricht man heute von der Work-Life-Blend.
Fernarbeit stellt eine besondere Herausforderung für diejenigen dar, die versuchen, klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen. Wenn die Arbeit in die persönliche Zeit eindringt, fühlen sich viele Mitarbeiter überfordert, schuldig oder unfähig, weil es ihnen nicht gelingt, Arbeit und Leben strikt zu trennen.